In einem Kontaktlinsen-Pflegemittel-Test von 15 All-In-One-Reinigungsmitteln für weiche Kontaktlinsen im Auftrag des Verbrauchermagazins Öko-Test (Heft 04/2014), erzielten nur 9 Produkte eine wenigstens befriedigende Wirksamkeit gegen Pilze und Bakterien. Lediglich 5 der Kontaktlinsen-Pflegemittel aus dem Test reinigten die kleinen Sehhilfen in einem ausreichenden Maß von Eiweißablagerungen, die potentiell zur Brutstätte gesundheitsschädlicher Keime werden können. Dennoch haben auch weiche Kontaktlinsen ihre Vorzüge und auch das beste Pflegemittel hilft nicht, wenn es falsch verwendet wird oder der Linsenträger grundsätzlich uninformiert darüber ist, wie er die Gesundheit seiner Augen erhalten kann. Was ist also bei der Pflege und beim Tragen von Kontaktlinsen zu beachten, um Schäden am Auge vorzubeugen und nicht den Durchblick zu verlieren?
Harte oder weiche Linsen?
Prinzipiell sind harte Kontaktlinsen sicherer für die Gesundheit der Augen. Dies liegt zum einen daran, dass der Träger schon kleinste Unreinheiten an den Linsen spürt. Zum anderen können formstabile Kontaktlinsen mit effektiven Peroxid-Reinigungspräparaten gereinigt werden. Dies geschieht zunächst manuell, durch das Abreiben der benetzten Linsen mit den Fingerspitzen. Anschließend werden die Linsen für mehrere Stunden in der Peroxidlösung aufbewahrt. Dieser wird eine kleine Neutralisationstablette beigefügt, die sich nach und nach auflöst. Nach erfolgter Neutralisation werden die Linsen mit Kochsalzlösung gespült und sind anschließend wieder frei von Ablagerungen und Keimen und bereit zum Einsatz. Aufgrund dieser robusten und verhältnismäßig sicheren Reinigung sind formstabile Kontaktlinsen Menschen zu empfehlen, die im Alltag eher dauerhaft auf eine Brille zugunsten von Linsen verzichten möchten.
Der große Vorteil von weichen Kontaktlinsen liegt dagegen im wesentlich höheren Tragekomfort. Sie schmiegen sich an die Hornhaut an und neigen weniger dazu, beim Träger das Gefühl eines Fremdkörpers im Auge hervorzurufen. Dies kann jedoch auch dazu führen, dass Reizungen am Auge nicht rechtzeitig bemerkt werden. Zudem müssen die für weiche Kontaktlinsen gebräuchlichen All-In-One-Präparate einen Spagat zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit schaffen: Eine Kombilösung muss in ausreichendem Maße Keime bekämpfen, ohne jedoch die empfindliche Augenhornhaut zu sehr anzugreifen und zu reizen. Da dies nicht alle Marken leisten, kommt es bei weichen Kontaktlinsen sehr viel häufiger zu Infektionen des Auges als bei ihren formstabilen Cousins. Ein Vorteil der Reinigung mit einem Kombipräparat ist hingegen, dass die langwierige Neutralisation, die bei einer Peroxidlösung notwendig ist, entfällt und die Linsen direkt nach der Reinigung wieder eingesetzt werden können. Somit sind weiche Linsen geeignet für Menschen, die eher spontan und nach Bedarf zwischen Brille und Kontaktlinsen wechseln möchten.
Richtige Pflege von Kontaktlinsen
Egal ob harte oder weiche Linsen: Vor dem Einsetzen oder dem Herausnehmen der Kontaktlinsen sollten die Hände gründliche mit Seife gereinigt und mit einem sauberen, fusselfreien Handtuch abgetrocknet werden. Bei beiden Linsentypen empfiehlt sich die manuelle Reinigung mit den Fingerspitzen, um Eiweißablagerungen zu lösen. Diese Vorreinigung per Hand sollte bei den empfindlicheren weichen Kontaktlinsen natürlich vorsichtiger geschehen, als bei den robusteren formstabilen. Pflegehinweise des Herstellers sollten genau gelesen und befolgt werden. Gerade bei weichen Kontaktlinsen ist es wichtig, den Aufbewahrungscontainer in regelmäßigen Abständen zu wechseln, da sich auch hier Keime sammeln und anreichern können. Aus demselben Grund sollte bereits im Aufbewahrungsbehälter befindliche Lösung nicht wieder zur Reinigung und Aufbewahrung verwendet werden. Sie können gute Kontaktlinsen-Pflegemittel auch durch einen Test anderer Kunden finden. Wählen Sie in Online-Shops einfach Präparate, die viele gute Bewertungen aufweisen.
Gänzlich verbietet sich die Verwendung von Leitungswasser im Zusammenhang mit Kontaktlinsen. Dieses kann Bakterien, Chlor oder andere Stoffe enthalten, mit denen Linsen nicht in Kontakt geraten sollten. Aus diesem Grund darf auch der Container, in dem die Sehhilfen aufbewahrt werden, nicht mit Leitungswasser gereinigt werden, sondern ausschließlich mit Kochsalzlösung oder, im Falle weicher Linsen, mit dem jeweiligen All-In-One-Pflegemittel.
Die richtige Handhabung
Grundsätzlich sollten Kontaktlinsen nicht länger als vom Hersteller empfohlen und vor allem nicht über Nacht im Auge belassen werden, auch wenn speziell weiche Linsen einen hohen Tragekomfort bieten. Die Augenhornhaut wird andernfalls nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, zudem steigt das Risiko von Infektionen im Auge. Daher ist es auch ratsam, die Kontaktlinsen nicht während der gesamten Wachphase in den Augen zu belassen. Stattdessen sollte den Augen zwischendurch auch einmal die Gelegenheit gegeben werden, sich zu erholen und zu „atmen“.
Ebenso sollte es selbstverständlich sein, die Kontaktlinsen nach dem Ablauf der vom Hersteller angegebenen Nutzungsdauer auszutauschen. Insbesondere in weichen Linsen lagern sich Proteine und Fette aus der Tränenflüssigkeit ab, verringern die Sauerstoffdurchlässigkeit der Linse und werden zum idealen Nährboden für Bakterien und Pilze. Aus demselben Grund ist es unerlässlich, Kontaktlinsen im Falle einer Infektion des Auges (z. B. bei einer bakteriellen Bindehautentzündung oder einem „Gerstenkorn“) zu entsorgen und erst nach vollständiger Gesundung des Auges wieder ungebrauchte Linsen einzusetzen.
Unabhängig von der Art der Kontaktlinsen, ist es wichtig, regelmäßig die Augen von einem Augenarzt untersuchen zu lassen. Träger weicher Linsen sollten dies jedes halbe Jahr tun, Träger harter Linsen zumindest einmal pro Jahr. Der Augenarzt kann auch kleinste Verletzungen auf der Augenhornhaut identifizieren und bei Bedarf Abhilfe schaffen. Somit ist es auch angeraten, ihn zu konsultieren, wenn die Augen über einen längeren Zeitraum jucken oder gerötet sind.